Es war ein traumloser Schlaf, in den der Rotschopf verfallen war. Nicht gab es, das seine Ruhe störte, nichts, was sein Gemüt davon abhalten würde, sich endlich einmal zu entspannen, seinem Hirn die Chance zu geben, das über den Tag Erlebte zu verarbeiten und abzuspeichern, um es für erneuten Gebrach parat zu haben.
Dummerweise blieb dem nicht lang so; seit Shukaku hatte der Kazekage zwar die Möglichkeit zu schlafen und auch tatsächliche Erholung zu finden, allerdings war jener Schlaf von keiner besonderen Tiefe. Gaara war leicht zu wecken, allein schon, weil er permanent in Alarmbereitschaft stand. Zählte man hierzu noch auf, dass er durchaus eine gewisse sensorische Fähigkeit besaß, war es nicht sonderlich verwunderlich, dass er bald schon spürte, dass etwas, jemand, auf dem Weg zu ihm war.
Der Rotschopf war wach, als sich dieser jemand in sein Zimmer schlich und näher trat; er rührte sich derweil nicht, gab durch nichts zu verstehen, dass er bei Bewusstsein war. Beruhigenderweise konnte er seinen Sand dort spüren, wo er ihn zurückgelassen hatte - in seiner Kürbisflasche neben der Tür - wass im Klartext hieß, dass er sich relativ sicher fühlte. Sollte der Fremde ihn angreifen wollen, würde er ohnehin reagieren.
Was Gaara viel mehr wunderte war allerdings, dass ihm das Chakra, welches sich nun in Bettnähe befand, bekannt vorkam. Im ersten Moment konnte er es nur nicht zuordnen. Noch immer den Schlafenden mimend drehte er sich vorsichtig auf die Seite, sodass er dem Eindringling zugewand lag. Er war schon immer neugierig gewesen und jene Neugierde war es, die ihn nun dazu brachte, abzuwarten und nicht direkt einzugreifen. Bis jetzt war nichts passiert - sollte der Fremde aber flüchten wollen, hätte er schneller die Tür versiegelt, als ihm lieb sein konnte. Nein, für den Moment wartete er einfach nur ab.
Ob er Gaara mit einem kleinen Feuerwerk wecken sollte? Langsam trat er näher an das Bett des Kazekage. Der Bursche hatte sich bewegt, schien aber noch zu schlafen. Oder? Deidara konnte selbst den Schlafenden mimen, wenn er denn auch wollte. Doch noch rührte sich der Bengel nicht, zeigte nicht, ob er nicht vielleicht doch wach war. Es gab allerdings Methoden, herauszufinden, ob jemand wirklich schlief.
Dass dessen Sandkürbis neben der Tür stand, wusste Deidara. Während er eingetreten war, hatte er sich einen kleinen Überblick über die Räumlichkeit verschafft. Man musste ja schließlich seinen Fluchtweg im Auge behalten. Die Fenster hier waren etwas zu klein, um sie als solchen zu nutzen. Allerdings hatte der Blonde auch keine Skrupel, ein hübsches Loch in die Wand zu sprengen. Für ihn gab es immer einen Weg hinaus …oder hinein. Je nach Situation.
Sein Blick blieb an Gaaras Haar hängen. Es erinnerte ihn sehr an Sasori. Vielleicht war es einen Tick dunkler, aber ansonsten sehr ähnlich. Ob sie verwandt waren? Deidara wusste nicht sehr viel über Sasori. Er hatte seine Eltern früh verloren und war von seiner Oma großgezogen worden, diesem alten Weib, welches ihn umgebracht hatte zusammen mit der Göre. Wer solch eine Oma hatte, brauchte wahrlich keine Feinde mehr. Von Gaara wusste er, dass dieser ohne Mutter aufgewachsen war und als Jinchûriki hatte man es in der Regel nicht leicht. Er sollte wohl ein eiskalter Mörder gewesen sein vor Jahren. Doch das hatte er nur gehört, während er sich über ihr Ziel informiert hatte. Selbst sein Kampfstil schien sich Sasoris ein wenig zu ähneln, nur dass er Sand kontrollierte und keine Marionetten. Ob der Bengel wohl etwas mit Kunst anfangen konnte? Sicherlich nicht. Sonst hätte er während ihres Kampfes bereits auf seine Kunstwerke reagiert. Leider hatte er seinen Gesichtsausdruck nicht sehen können, als er die kleinen Sandflöhe in die Luft gejagt und somit seine letzte Verteidigung gesprengt hatte. Er hätte gern gesehen, ob er schockiert gewesen war, ob er Ehrfurcht gehabt hatte vor seiner Kunst.
Sasori fehlte ihm. Er hatte ihn respektiert, als Künstler. Obwohl der Rotschopf seine Ansicht nie geteilt hatte. Sie waren Kollegen gewesen, auch wenn Sasori nicht nur einmal von ihm genervt gewesen war, aber die Streitereien hatten den Blonden amüsiert. Und jetzt hatte er einen Idioten als Partner, dessen einzige Fähigkeiten es waren, dummes Zeug zu quatschen und schnell wegzurennen. Womit hatte er das verdient?
Seine Kampflust war versiegt. Deidara war bei seinen Gedanken die Begierde vergangen, Gaara jetzt aus dem Schlaf zu reißen und umzubringen. Dafür konzentrierte er sich nun auf dessen Chakra. Es floss zwar ruhig, doch auch kräftig. Zu kräftig für jemanden, der wirklich schlief. „Ich weiß, dass du wach bist, hm“, sagte er also leise, aber mit einer Gewissheit in der Stimme, die zeigte, dass er wusste, wovon er sprach und nicht nur ins Blaue hinein riet.